Im exklusiven Interview mit Bernhard Paul tauchen wir ein in die faszinierende Welt des Circus Roncalli. Erfahren Sie, wie dieser visionäre Zirkusdirektor die Tradition des Zirkus neu interpretiert hat, indem er Tiere aus seinem Programm verbannte und Nachhaltigkeit an die Spitze seiner Agenda setzte.
Doch es geht nicht nur um den Zirkus – Bernhard Paul hat auch seine persönlichen Lebensweisheiten mit uns geteilt.

Sie sind als Clown Zippo zu einer wahren Legende der Manege geworden. Ein Kindheitstraum, den Menschen Freude zu bereiten?
Bernhard Paul: Zuerst einmal wollte ich mir selber eine Freude machen in meinem tristen Leben. In einem Industriedorf aufzuwachsen ohne Taschengeld und mit Eltern, die von Heimarbeit und Fabrikarbeit lebten. Da will man nicht die Welt glücklich machen, sondern sich selbst als Erstes.

Haben Sie manchmal schon in der Schule den „Klassenclown“ gespielt?
Bernhard Paul: Nicht in der Pflichtschule, aber dann mit ein paar Freunden zusammen, als ich Kunst studiert habe. Wir waren ein klassisches Clown-Trio.

Wien, Köln, Mallorca oder Zirkuswagen. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Bernhard Paul: Im Circuswagen, wenn er auf Mallorca steht.

Ihr Circus Roncalli hat im Laufe der Jahre viele innovative Shows entwickelt. Welche sind Ihre ganz persönlichen Höhepunkte?
Bernhard Paul: Immer das aktuelle Programm. Jetzt „All for ART for All“, wo mit Holografie und Kunst gearbeitet wird. Das hat sich mit der Zeit mehr und mehr auf mich zugespitzt.

Welche Art von Veranstaltungen oder Events können Unternehmen im Circus Roncalli durchführen, und wie können sie die einzigartige Zirkusatmosphäre nutzen?
Bernhard Paul: Es darf nicht zu kommerziell sein und vor allem nicht politisch. Es darf keinen kräftigen Ausschlag nach links oder rechts haben. Einen Wahlkampf in Roncalli‘s Apollo Varieté kann ich mir nicht vorstellen. Politisch mehr im Sinne von Vernunft und Ehrlichkeit. Alles, was mit Kunst zu tun hat. Alles, was gute Laune verbreitet und den Menschen guttut, passt gut zu uns.

Events werden für Unternahmen immer attraktiver. Ob Firmenjubiläum oder Weihnachtsfeier. Können Sie uns Beispiele nennen, die in den letzten Jahren besonders spektakulär waren?
Bernhard Paul: Es gibt jedes Jahr viele Events, die von der Roncalli Event GmbH durchgeführt werden. Neben unserem Weihnachtsmarkt in Hamburg wird es dieses Jahr erstmalig ein Weihnachtsdorf in Hannover geben. Ein weiteres Highlight sind auch die Swarovski-Kristallwelten, die wir dieses Jahr zum fünften Mal zusammen gemacht haben. 

Thema Nachhaltigkeit: Sie sind der erste Zirkus ohne Plastik. Wie kam es dazu?
Bernhard Paul: Es gibt verschiedene Erlebnisse, die mir den Gedanken nähergebracht haben. Ein entscheidendes Erlebnis war, als ich am Indischen Ozean an einen Strand gehen wollte und eine riesige Welle von Plastik sah. Das Wasser war nicht zu sehen. Es waren überall nur leere Plastik-, Shampoo-, Reinigungsmittelflaschen. Es war erschreckend und furchterregend. Wenn sich das Wasser bewegt hat, hat sich diese Kloake aus Plastik fürchterlich in Szene gesetzt. Da habe ich gedacht: „So geht das
nicht!“ Das war der Punkt, an dem ich kein Plastik mehr im Circus haben wollte. Es gibt einige Gesetze, wo es vorgeschrieben wird. Man kann Plastik in der Medizin oder im Spital nicht wegdenken, aber ich habe es, so gut es ging, überall entfernt. Beispielsweise gibt es keine Plastikflaschen mehr und das Popcorn ist in Papiertüten. 

Sie haben auch als Erster eine Zirkusshow ohne Tiere entwickelt. Hat sich das gelohnt?
Bernhard Paul: Für die Tiere auf jeden Fall! Nein, es ist ein Gebot der Stunde, und wenn man die Welt beobachtet, die Tiere und die Menschen beobachtet, gibt es bestimmte Dinge, die sich im Laufe der Jahrzehnte ändern, wo man gar nicht anders kann. Ich war der Erste und mittlerweile haben es ein paar nachgemacht. Dementsprechend hatte es eine positive Wirkung. 

Sie haben 2022 Ihre Autobiografie mit dem Titel „Meine Reise zum Regenbogen“ vorgestellt. Es ist eine Zeitreise mit vielen Anekdoten. An welcher Weiche Ihres Lebens würden Sie heute anders abbiegen? Oder ist alles gut so, wie es ist?
Bernhard Paul: Nachträglich ist es sehr einfach, klug zu sein. Ich habe ein paar Mal schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht – da würde ich anders vorgehen. Prinzipiell an der Sache, am Konzept und an allen Dingen, die beruflich und künstlerisch sind, bin ich schlafwandlerisch den richtigen Weg gegangen. 

Ihre schönste Zeit war ….?
Bernhard Paul: Die kommt noch.

Ist Ihre Sammelleidenschaft ungebrochen? Welches sind Ihre Lieblingsstücke?
Bernhard Paul: Am liebsten habe ich die Sammlung in ihrer Menge, die sich zum Teil gegenseitig ergänzt. Natürlich kann ich, wenn es sein muss, ein paar Einzelstücke nennen, wie zum Beispiel die Geige von dem Clown Grock.

Ihre Kinder treten in große Fußstapfen. Was geben Sie ihnen mit auf den Weg?
Bernhard Paul: Die richtige Reihenfolge der Prioritäten einzuhalten. Was kommt zuerst und was kommt danach. Bei mir ist immer zuerst der Circus gekommen, später dann auch die Familie. Da die Familie ein Teil vom Circus war, war das nicht so schwer. Zuerst geht es um die Sache und da darf man nicht vom Weg abkommen. Es ist wichtig, dass man sich treu bleibt.

Die Welt ändert sich aktuell wie selten. Haben auch Sie Ihre Einstellungen in den letzten Jahren geändert?
Bernhard Paul: Ich war sehr blauäugig und vertrauensselig und bin darauf gekommen, dass man nicht jedem trauen sollte und auch nicht jeder Sache. Man sollte Erfahrungen des Lebens mit in die Entscheidungsfindung einbeziehen. 

In Ihrer Freizeit entspannen Sie gerne bei ….?
Bernhard Paul: Am liebsten entspanne ich in der Badewanne.

Welche Momente zaubern Ihnen ein Lächeln ins Gesicht?

Bernhard Paul: Wenn ein wichtiger Politiker auf einer Bananenschale ausrutscht.

Fotos: © Circus Roncalli GmbH