„Die Wirtschaft in der Region der IHK-Initiative Rheinland* ist schwach ins Jahr 2024 gestartet. Sie tritt weiter auf der Stelle“, fasst Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf die Umfrageergebnisse zusammen. Etwa jeweils ein Viertel aller Betriebe beurteilt seine aktuelle Geschäftslage als gut beziehungsweise als schlecht, die Hälfte als befriedigend. Immerhin haben sich damit Befürchtungen einer seit letztem Herbst verschlechterten Wirtschaftslage bislang nicht bewahrheitet, die angesichts der Vielzahl an wirtschaftlichen Risiken und eines sinkenden Vertrauens in die politische Gestaltungsfähigkeit geäußert worden waren.

„Da sich die ohnehin bereits pessimistischen Geschäftserwartungen nochmals verdüstert haben, dürfte eine Trendwende auch im gerade begonnenen Jahr weiter auf sich warten lassen“, sorgt sich Berghausen, zumal der Pessimismus fast alle Branchen erfasst hat. Was die Geschäftslage zu Jahresbeginn 2024 betrifft, wechseln sich allerdings deutlich Licht und Schatten ab: Sowohl in der Industrie als auch unter den Dienstleistern gibt es gleichzeitig Branchen mit überwiegend guter als auch solche in kritischer Lage. Nur von den Handelssparten beurteilt keine ihre derzeitige Geschäftslage als gut, wohl aber der Einzelhandel und Teile des Großhandels als schlecht.

Strukturprobleme belasten Wirtschaftsperspektiven

„Diese kritische Situation ist nicht nur auf eine zeitweilige Nachfrageschwäche im Konjunkturzyklus zurückzuführen, sondern auch durch tiefergreifende Strukturprobleme hervorgerufen“, beschreibt der IHK-Hauptgeschäftsführer seine Sorgen über eine auch mittelfristige Flaute. Kurzfristig belastet eine bereits erheblich stockende Nachfrage, und zwar sowohl im Inland als aus dem Ausland. Fast jeder zweite Industriebetrieb hat weniger neue Aufträge als zuvor verbucht, nur etwa jeder sechste Betrieb immerhin gestiegene Aufträge. Dis Auslastung der Kapazitäten in der Industrie (ohne Bauwirtschaft) liegt erneut bei knapp 73 Prozent. Aber das ist nur ein schwacher Trost bei fast 4 Punkten unter dem langjährigen Durchschnitt. Zudem geht für mehr als jeden zweiten Industriebetrieb von der Inlandsnachfrage ein besonderes Geschäftsrisiko aus. Und gut jeder dritte sorgt sich auch um die Auslandsnachfrage. Denn das weltwirtschaftliche Wachstum ist zu moderat für kräftige Impulse, weil die Betriebe auch ohne weitere Belastungen bereits traditionell nur unterproportional davon profitieren.

„Auch von den mehr oder ausschließlich auf die privaten Verbraucher ausgerichteten Branchen ist aktuell kaum ein Beitrag zu erwarten“, so Berghausen weiter. Das Konsumklima ist trotz rückläufiger Inflation, einem noch stabilen Arbeitsmarkt und steigenden Einkommen weiter gedrückt. Das belastet den Einzelhandel erheblich. Im Gastgewerbe ist deswegen die zuvor positive Aufwärtsstimmung wieder verflogen, zumal Restaurants unter der Rückkehr zu den normalen Mehrwertsteuersätzen leiden.

Zu dieser Nachfrageschwäche treten strukturelle Faktoren hinzu, die die Wirtschaftsentwicklung im Rheinland bremsen. Die Krisenherde in der Welt sind nicht weniger, sondern mehr geworden, deren Eskalation verheerende Folgen für die Weltkonjunktur, die internationalen Absatzmärkte und die empfindlichen Lieferketten haben würde. Geschäftsrisiko Nummer 1 bleiben die Energie- und Rohstoffpreise. Sie rangieren zwar in etwa wieder auf oder sogar unter Vorkrisenniveau, sind damit im internationalen Vergleich aber immer noch hoch. Und sie dürften kaum weiter sinken. Zudem bestehen ernste Versorgungsrisiken, sei es auf den Transportwegen, durch mögliche internationale Angebotsverknappungen oder den steigenden Hunger auf nachhaltige Energie bei fortschreitender Dekarbonisierung von Energiewirtschaft und Energienutzern.

Wirtschaftspoltische Rahmenbedingungen immer mehr ein Problemfall

Eine mindestens genauso große Belastung geht mittlerweile von der Politik selbst aus. „56 Prozent aller Betriebe empfinden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als besonderes Risiko für ihre Geschäfte. „Das ist ein neues Rekordhoch in den letzten gut zehn Jahren“, stellt Berghausen fest. Die bundesdeutsche Politik hat durch ihr „Stop and Go“ in der Energie- und Klimapolitik, ihr verfassungswidriges Finanzgebaren, zusätzliche konsumtive Ausgaben und fehlende ernsthafte Deregulierungs- und Entbürokratisierungs- sowie Sparbemühungen viel Vertrauen in der Wirtschaft und Gesellschaft verspielt. Im Gegenteil, Sorgen vor künftig steigenden Abgaben- und Steuerbelastungen haben zugenommen. „Darum ist es umso wichtiger, das gegenseitige Vertrauen wieder zu stärken“, sagt Berghausen.

Energieintensive Industrien fallen weiter zurück

„Besonders getroffen von der Unsicherheit an den Energiemärkten und von internationalen Kostennachteilen sind die energieintensiven Industriebranchen“, so Berghausen. Sie schätzen ihre jeweilige Geschäftslage und weiteren Perspektiven negativ ein, und zwar jeweils deutlicher als die übrigen Industriebranchen. Negative Exporterwartungen hier wie dort verdeutlichen eine steigende Wettbewerbsproblematik.

Sorgen bereitet zudem, dass mittlerweile die Investitionspläne in den energieintensiven Industriebranchen noch restriktiver als in den übrigen Industrien sind. Dabei wären eigentlich mehr und nicht weniger Investitionen notwendig – jedenfalls dann, wenn die Produktion an den bisherigen Standort erhalten und zukunftssicher umgestellt werden soll. Die aktuell restriktiven Investitionsbudgets müssen zwar noch keine Standortaufgaben ankündigen. Sie sind aber deutliche Warnzeichen und Beleg für die große und verbreitete Verunsicherung. In die gleiche Richtung weisen die geplanten Auslandsinvestitionen beider Industriegruppen. Solche beabsichtigen 47 Prozent der Betriebe in den energieintensiven Industriezweigen. In den übrigen Industriebranchen sind es nur 33 Prozent. Und sie sind mit ihren Budgets für Auslandsinvestitionen bei einem Saldo von gut 4 Punkten leicht expansiv, während die übrigen Industriebetriebe ihre Auslandsinvestitionen tendenziell zurückfahren wollen.

Quelle: IHK Düsseldorf
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