Immer mehr Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Der Markt für Hilfsmittel wächst stetig. Doch nicht alles zahlt die Krankenkasse.

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause startet die internationale Pflegemesse Rehacare in Düsseldorf neu. Knapp 700 Aussteller aus fast 40 Ländern Produkte, die das Leben von behinderten und pflegebedürftigen Menschen erleichtern sollen. Das Motto der Messe lautet: „Inklusion und selbstbestimmt leben“.

„Im Fokus der Messe stehen dieses Jahr unter anderem Hilfsmittel für Kinder und behindertengerechte Umrüstungsmöglichkeiten für Autos“, erklärte Messe-Direktor Hannes Niemann. Neu auf dem Markt kommt etwa ein Ganzkörperanzug, der die Muskulatur von Menschen beispielsweise mit spastischen Störungen entspannen soll. Präsentiert wird auch eine kleine Vorlesekamera für sehbehinderte Menschen, die an die Brille gesteckt werden kann. Diese Kamera liest alles Gedruckte vor und kann auch Geldscheine erkennen.

Für gehbehinderte Menschen bietet der geländegängige Elektrorollstuhl „ibot“ mit vier Rädern neue Möglichkeiten. So können damit nicht nur Treppen überwunden, sondern der Sitz auch hochgefahren werden. So wird ein Gespräch auf Augenhöhe mit Nichtbehinderten möglich und im Supermarkt die Lebensmittel in den hohen Regalen erreichbar. Dafür stellt sich der Rollstuhl auf zwei Räder – die Technik übernimmt das Halten des Gleichgewichts. Allerdings ist das in den USA produzierte Gefährt mit 30.000 EUR auch nicht günstig.

Wachsende Ausgaben für Pflege und Rehabilitation

Ende 2021 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland – das ist fast jeder zehnte. Mehr als 4,1 Millionen Menschen waren Ende 2019 laut Pflegestatistik pflegebedürftig. Von ihnen wurden etwa 3,3 Millionen zuhause versorgt.

Pflege und Rehabilitation sind ein wachsender Milliardenmarkt: Allein die gesetzlichen Krankenkassen gaben im vergangenen Jahr fast 9,8 Milliarden Euro für Hilfsmittel aus. Hinzu kamen zahlreiche privat finanzierte Produkte.

Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie rückt die Rehacare auch das Thema Long Covid – also länger anhaltende Beschwerden nach Corona-Infektionen – in den Vordergrund. Betroffene sollen sich auf der Messe fachübergreifende Plattform mit Experten austauschen können. „Rund 160 Selbsthilfegruppen zu Long Covid sind bundesweit bereits gegründet worden“, sagte Martin Danner, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe.

Foto: © REHACARE / TradeTalk