Die Inflationsrate steigt und steigt. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt nun, dass vor allem ärmere Haushalte und Rentner die Folgen der Inflation spüren. Dafür haben die IW-Ökonomen Preissteigerung seit 1995 und die Konsumgewohnheiten der Deutschen ausgewertet und verglichen.

Viele Deutsche sorgen sich über die hohe Inflation: Sie entwertet die Ersparnisse und verteuert den Alltag, ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder bei der Nebenkostenabrechnung. Eine neue IW-Studie zeigt nun, wen die Preissteigerungen am stärksten treffen: Werden die Auswirkungen der vergangenen Monate betrachtet, spüren Reiche die Folgen der Inflation stärker als Arme. Werden dagegen die vergangenen Jahrzehnte betrachtet, trifft die Inflation vor allem ärmere Haushalte und Rentner. Für die einkommensärmsten Deutschen sind die Lebenshaltungskosten demnach seit 1995 um fast 34 Prozent gestiegen, die der einkommensreichsten Haushalte dagegen nur um rund 28 Prozent. Ein 80-Jähriger mit durchschnittlichem Konsumverhalten zahlt heute knapp 43 Prozent mehr für seinen Lebensstandard als ein vergleichbarer 80-jähriger im Jahr 1995, junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 dagegen nur rund 19 Prozent mehr.

Elektronik wird immer günstiger

Die Unterschiede erklären sich vor allem durch die verschiedenen Konsumgewohnheiten der Deutschen: Arme Haushalte geben einen großen Teil ihres Einkommens für Miete, Gas, Strom und Lebensmittel aus, während reiche Haushalte vergleichsweise viele Elektrogeräte kaufen – die sind gemessen an der Qualität deutlich günstiger geworden. Von diesem Effekt profitieren auch Jüngere, die deutlich mehr Elektronik kaufen als 80-Jährige. Zudem leben Jüngere im Vergleich zu Älteren in kleinen Wohnungen oder Wohngemeinschaften, geben also weniger für Miete und Nebenkosten aus und spüren Teuerungen in diesem Bereich deshalb nicht so stark. Im Vergleich von Mietern und Wohneigentümern sind die Unterschiede kleiner: So haben sich die Lebenshaltungskosten von Mietern seit 1995 um rund 38 Prozent erhöht, die von Eigentümern um rund 41 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass Wohnungseigentümer auf mehr Quadratmetern leben und entsprechend höhere Kosten für Strom und Heizung haben.

Kaum Ausweichmöglichkeiten für ärmere Haushalte

Grundsätzlich haben ärmere Haushalte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein größeres Risiko, arbeitslos zu werden. „Gleichzeitig tragen sie die Hauptlast von Preissteigerungen“, sagt IW-Studienautor Markus Demary. „Sie geben einen großen Teil ihres Einkommens für lebensnotwendige Güter aus. Steigt dort der Preis, gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten.“ Es sei nicht Aufgabe der Geldpolitik, individuelle Inflationsraten zu kontrollieren – dennoch würde eine geringere Inflation alle Bevölkerungsschichten entlasten und müsse deshalb zentrales Ziel bleiben. 

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
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