Von Melanie Goll

Hoch konzentriert beobachtet unser Kajak-Guide Marco den Verkehr auf Venedigs Wasser-Autobahn. Am Canal Grande wimmelt es von Gondeln und Vaporetti.  Dann gibt er uns das Startzeichen und wir paddeln so schnell wie möglich in unseren Zwei-Mann-Kajaks hinter ihm her und überqueren die Hauptverkehrsader. Geschafft.

Straßen gibt es zwar nicht in Venedig, Verkehrschaos dagegen schon. Motorboote, Wassertaxis und Vaporetti, wie die städtischen Linienschiffe hier genannt werden – sie alle haben es eilig und brettern über das aufgewühlte Wasser der Hauptkanäle.

Vorfahrt für die Größeren

Manchmal wird es auf den Wasserstraßen Venedigs ziemlich eng. Sobald wir uns einer viel befahrenen Kreuzung nähern, pfeift unser Guide Marco laut um uns anzukündigen. „Grundsätzlich gilt hier auf den Wasserstraßen die Regel: Der Größere hat Vorfahrt. Und die nimmt er sich auch. Wir müssen also in jedem Fall ausweichen und die anderen Boote vorbeilassen“, hat uns Marco erklärt, bevor wir zu unserer Kajak-Tour gestartet sind. Außerdem zeigte er uns die richtige Paddel-Technik und ließ uns in einem ruhigen Kanal üben: mit etwas Absprache klappte Paddeln, Lenken und Wenden in unseren Doppel-Kajaks schnell.

Stillere Welt abseits der Touristenpfade

Nach der aufregenden Überquerung des Canal Grande geht es in ruhigere Kanäle. Wir genießen diese deutlich stillere Welt und erleben die Stadt aus ungewohnter und neuer Perspektive. Sogar den kleinsten Kanal Venedigs können wir mit unseren Kajaks befahren. Über unseren Köpfen entdecken wir in Mauernischen Heiligenaltäre, Markuslöwen und repräsentative etwas verwitterte Bogeneingänge aus weißem Marmor, gleiten unter Brücken hindurch – lauter Details, die dem zu Fuß gehenden Venedig-Touristen verborgen bleiben. „Die repräsentative Hauptansicht der Häuser ist auf die Kanäle ausgerichtet auf die alten Zufahrtswege“, klärt uns Marco auf. Der Blick auf die prächtigen Fassaden, die im Sonnenlicht leuchten ist beeindruckend.

Abseits der typischen Touristenpfade bekommen wir auch einen Eindruck vom Alltag der Venizianer und was alles über das Kanal-Labyrinth transportiert wird: Bauschutt auf langen Kähnen frisches Obst, Gemüse und Fische und Kranke auf gelb bemalten „Ambulanza“-Booten. Überall bestaunt man uns, winkt uns zu, macht Fotos. Eine ganz neue Erfahrung: Als Tourist zur Touristenattraktion zu werden.

 

 

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