Der Flughafen Düsseldorf erlebte 2023 eine spannende Phase des Wandels. Der Flugverkehr hat sich nach den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie erholt, viele Herausforderungen sind aber geblieben. Seit Januar 2023 leiten der frühere Lufthansa-Manager Lars Redeligx (Vorsitzender der Geschäftsführung) und Pradeep Pinakatt (Geschäftsführer und Arbeitsdirektor) den Flughafen Düsseldorf.
In diesem Exklusiv-Interview hat TradeTalk-Herausgeberin Melanie Goll mit den beiden Managern über die aktuellen Entwicklungen gesprochen. Dabei sind Sicherheit und Nachhaltigkeit ebenso zentrale Themen wie die Effizienz bei der Abfertigung der Passagiere.
Können Sie uns einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen am Flughafen Düsseldorf geben?
Redeligx: Wenn wir die aktuelle Situation betrachten, befinden wir uns in einer spannenden Phase – 2023 ist ein Jahr des Übergangs für den Flughafen Düsseldorf. Wir lassen die Pandemie hinter uns und erkennen, dass die Reiselust der Menschen wieder erwacht. Der Flugverkehr erholt sich stetig, was zweifellos ein positives Zeichen ist. In diesem Jahr stand und steht für uns ein entscheidendes Ziel im Vordergrund: die Wiederherstellung unserer operativen Leistungsfähigkeit. Dies haben wir, die neue Geschäftsführung, als unsere oberste Priorität festgelegt, da es das Fundament für den Flughafen bildet.
Die Optimierung beim Ablauf der Sicherheitskontrolle steht nach wie vor im Mittelpunkt Ihrer Bemühungen. Wie bewerten Sie die bisherigen Fortschritte?
Pinakatt: Die Sicherheitskontrolle hat zweifellos einen hohen Stellenwert für uns, und wir können dies auch anhand konkreter Zahlen belegen. In diesem Jahr haben wir es geschafft, über 90% unserer Gäste in weniger als 10 Minuten durch die Sicherheitskontrolle zu bringen. Das freut uns sehr, da es zu einem angenehmen Reiseerlebnis beiträgt. Dennoch ist unser angestrebtes Ziel noch nicht vollständig erreicht. Wir streben stets danach, uns kontinuierlich zu verbessern, und werden weiterhin in diesen Bereich investieren.
Welche Schwerpunkte haben Sie für das kommende Jahr gesetzt?
Redeligx: Im kommenden Jahr werden wir unsere Bemühungen verstärkt auf die Prozesse rund um die Passagiere und Flugzeuge konzentrieren. Dies schließt insbesondere das Thema Gepäck mit ein. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Verfügbarkeit von Echtzeitdaten eine entscheidende Rolle dabei spielt, das Gepäckmanagement zu optimieren. Wenn Passagiere wissen, wann ihr Gepäck ankommt, führt dies zu einer höheren Planbarkeit. Dies bietet nicht nur mehr Bequemlichkeit, sondern auch die Möglichkeit, die Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Wir planen zudem, unser Serviceangebot im Ankunftsbereich weiter auszubauen, um das Passagiererlebnis noch angenehmer zu gestalten.
Die Sicherheitslage an deutschen Flughäfen ist ein sehr aktuelles Thema. Welche Schritte haben Sie hier am Düsseldorfer Airport unternommen, um Sicherheit zu gewährleisten?
Pinakatt: Die Sicherheit hat bei uns höchste Priorität und stellt einen grundlegenden Unternehmenswert dar, der von unseren Mitarbeitern täglich gelebt wird. Aufgrund unserer Historie, insbesondere im Hinblick auf den Brand, hat der Flughafen Düsseldorf eine Vorreiterrolle in verschiedenen Sicherheitstechniken inne. In Bezug auf die jüngsten Ereignisse rund um die Klimakleber-Aktivisten hat unser Sicherheitskonzept gut funktioniert. Wir haben unbemerkten Zugriff auf das Gelände verhindert und die Aktivisten innerhalb von nur vier Minuten nach ihrem Eindringen gestoppt.
Redeligx: Grundsätzlich können wir als Flughafenbetreiber jedoch nicht die alleinige Verantwortung tragen. Wir verfolgen aufmerksam das Gesetz für kritische Infrastruktur, das derzeit entwickelt wird. Wir haben bereits in der Vergangenheit Eigeninitiative ergriffen, indem wir über die heutigen Normen hinausgegangen sind. Zum Beispiel haben wir durchgängige Alarmanlagen installiert, die automatische Kameras aktivieren, sobald ein Vorfall erkannt wird. Dies geht über die derzeitigen Vorschriften hinaus, und wir sind bereit, weitere Investitionen in diese Richtung zu erwägen. Aber solche Überlegungen sollten nicht nur auf den einzelnen Flughafen abgewälzt werden. Hier ist eine branchenübergreifende Zusammenarbeit mit der Politik notwendig, um gemeinsame Standards und Lösungen zu entwickeln, die sinnvoll und effektiv sind.
Thema Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit am Airport: Welche Maßnahmen sind hier geplant?
Redeligx: Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit ist zweifellos eine der herausforderndsten Aspekte der Luftfahrtbranche. In den letzten Jahren haben wir bereits erhebliche Fortschritte erzielt. Im Jahr 2011 haben wir 59000 Tonnen CO2 ausgestoßen, und bis 2022 konnten wir diesen Ausstoß auf 11000 Tonnen reduzieren, was einer Reduzierung um Beeindruckende 80% entspricht. Dies haben wir durch eine Vielzahl von Maßnahmen erreicht, darunter die Optimierung des Energieverbrauchs im Terminal, beispielsweise durch effiziente Kühl- und Heizsysteme sowie die Implementierung von Photovoltaikanlagen auf dem Vorfeld.
Pinakatt: Dennoch ist uns bewusst, dass wir noch nicht am Ziel sind, und es gibt weiterhin Bedarf für Verbesserungen. Wir planen die Schaffung zusätzlicher E-Ladeinfrastruktur, um die Voraussetzung für die voranschreitende Umstellung auf E-Gepäckwagen oder E-Schlepper bei den Bodenverkehrsdiensten zu schaffen. Ein anderes Beispiel ist die Planung einer vorfeldseitig und öffentlich zugängigen Wasserstofftankstelle auf unserem Campuns. Dies ermöglicht beispielsweise den Einsatz von Wasserstoffbussen, Lkw und anderen Fahrzeugen. Darüber hinaus werden wir im nächsten Jahr weitere Photovoltaikanlagen auf dem Vorfeld implementieren.
Wenn Sie als Fluggäste unterwegs sind: gibt es dann Dinge, die Sie nerven können?
Pinakatt: Ich persönlich habe zwei Schlüsselmomente: Der erste Moment ist, wenn man in der Schlange für den Check-in steht und dem Passagier vor uns plötzlich einfällt, dass er seinen Reisepass oder ein anderes Dokument herauskramen muss, was dann unnötigerweise eine zusätzliche Wartezeit mit sich bringt. Der zweite Moment tritt auf, wenn wir durch die Sicherheitskontrolle gehen und jemand denkt dann erst am Röntgengerät daran, dass Flüssigkeiten, Notebooks oder andere Gegenstände aus den Taschen herausgenommen werden müssen, nach dem man zuvor Zeit hatte sich vorzubereiten.
Redeligx: Zwei spezifische Punkte, die mich bei Flugreisen manchmal frustrieren, sind: Erstens, die fehlende Information. Es wäre großartig, wenn Reisende kontinuierlich und in Echtzeit über den Status ihres Fluges und mögliche Verzögerungen informiert werden könnten. Dies ist definitiv ein Bereich, an dem wir noch arbeiten müssen.
Zweitens: es gibt Momente, in denen Reisende bereits am Terminal sind und die Fluggastbrücke vor dem Flugzeug steht, aber aus irgendeinem Grund nicht angedockt wird. Solche Fälle können am Personalmangel oder unvorhergesehenen Engpässen liegen – was zwar nachvollziehbar, aber dennoch frustrierend ist. Wir untersuchen derzeit automatisierte Lösungen, um solche Situationen zu verbessern.
Foto: © Flughafen Düsseldorf GmbH