Arbeit im Homeoffice ist in schwierigen Zeiten eine essenzielle Maßnahme für Unternehmen. Als Reaktion auf die aktuelle COVID-19-Krise haben viele Unternehmen in der EU Richtlinien für das Arbeiten im Homeoffice implementiert und „virtuelle Arbeitsplätze“ geschaffen. In Deutschland zum Beispiel hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wichtige FAQs für Arbeitnehmer und -geber zusammengefasst und das ENISA hat Tipps für das Sicherstellen der Cybersicherheit für das Homeoffice dargelegt.

Es entstehen jedoch auch neue Herausforderungen für Führungskräfte in Bezug auf die Kommunikation mit Mitarbeitenden, die Aufrechterhaltung und Überwachung der Produktivität sowie die Unterstützung von neuen und bestehenden Mitarbeitenden. Laut Hogan Assessments – einem internationalen Anbieter für Persönlichkeitsdiagnostik und Führungsberatung – ist starke virtuelle Führung der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Bei wissenschaftlich fundierten Assessements von Hogan wurden fünf Persönlichkeitsmerkmale im Zusammenhang mit effektiver virtueller Führung identifiziert.

Ausgeglichenheit

Ein plötzlicher Wechsel zur Arbeit im Homeoffice kann zur Folge haben, dass Mitarbeitende sich vertrieben fühlen und Angst um ihre Zukunft haben. Eine effektive Führungskraft sollte in der Lage sein, sich diesen Veränderungen direkt zu stellen, diese Unsicherheiten auszuräumen und ihr Team auch aus der Ferne zu führen, ohne das Engagement oder die Moral der Mitarbeitenden zu beeinträchtigen. 

Führungskräfte, die sich sehr gut anpassen können, werden auch in stressigen Zeiten ruhig und besonnen bleiben. Mit der Anpassungsskala werden die Stresstoleranz einer Person, ihr Optimismus und ihre Gelassenheit angesichts einer Veränderung gemessen. Diese Führungskräfte werden ihr Team motivieren, ganz normal weiter zu arbeiten, sie werden Panik reduzieren und sich an die neuen Veränderungen um sie herum anpassen. 

Leider erhöht sich das Risiko, als abwesende Führungskraft zu wirken wenn im Homeoffice gearbeitet wird. Deshalb ist Anpassung überaus wichtig. Führungskräfte sollten die Arbeit im Homeoffice nicht als eine Gelegenheit betrachten, weniger zu führen. Vielmehr sollte eine erfolgreiche virtuelle Führungskraft ein agiles Vorbild für ihr Team sein, proaktiv Unsicherheiten abbauen und eine klare Richtung vorgeben.

Einfühlungsvermögen

Arbeit im Homeoffice kann eine einsame Zeit sein, insbesondere für diejenigen, die Unterstützung von und Interaktion mit anderen benötigen, zum Beispiel alle, die erst vor Kurzem eingestellt wurden. Diese Mitarbeitenden fühlen sich eventuell isoliert und weniger wohl dabei, Hilfe und Anleitung von ihren Teammitgliedern zu erfragen, wenn es eine virtuelle Distanz gibt.

Einfühlungsvermögen misst Taktgefühl, Kommunikationsstil und die Fähigkeit, Beziehungen zu pflegen. Führungskräfte, die hier gut abschneiden, sind diplomatisch, warm und freundlich und neigen dazu, Konflikte mit Mitarbeitenden zu vermeiden. Kommunikationsstark zu sein und anderen einfachen Zugang zu Unterstützung und Anleitung zu gewähren, ist von größter Bedeutung, wenn man ein Team aus der Ferne führt.

Eine effektive virtuelle Führungskraft sollte sich die Zeit nehmen, täglich mit ihren Mitarbeitenden zu telefonieren und Präsenz zu zeigen, ohne Mikromanagement zu betreiben und andere unter Druck zu setzen. Ansprechbar zu sein und sich die Fragen und Anliegen der Mitarbeitenden anzuhören, sorgt dafür, dass sich die Arbeit im Homeoffice weniger „einsam“ und überwältigend anfühlt – insbesondere bei neuen Mitarbeitenden, die zusätzlichen Support benötigen. 

Ambition

Der virtuelle Arbeitsplatz kann für Mitarbeitende demotivierend sein und manchen fehlt möglicherweise die Anleitung bei ihren täglichen Aktivitäten. Dies kann Chaos zur Folge haben, da die Arbeitstage weniger definiert sind und es komplizierter wird, die Produktivität zu überwachen. Bei Mitarbeitenden, denen eine Vermittlung fehlt, müssen Führungskräfte Zeit und Energie aufwenden, um Aktivitäten, Ziele und Fristen neu zu definieren. 

Führungskräfte, die im Bereich Ambition gut abschneiden, sind gut ausgerüstet, um in einer Krise ein produktives Team aufrechtzuerhalten. Ambition misst den Wettbewerbsdrang, die wahrgenommene Energie und die Zielausrichtung einer Person. Diese Führungskräfte sind sehr selbstbewusst und strahlen viel Energie und Tatkraft aus.  

Bei der Arbeit im Homeoffice werden Unternehmen feststellen, dass es schwierig wird, Produktivität mit herkömmlichen Kennzahlen, wie zum Beispiel der im Büro verbrachten Zeit, zu messen. Sie werden stattdessen genauer auf die Ergebnisse blicken. Die wettbewerbsorientierte und zielgerichtete Art einer ambitionierten Führungskraft passt zu einem stärker ergebnisgesteuerten virtuellen Arbeitsplatz und ihr selbstbewusster und proaktiver Ansatz wird Mitarbeitende inspirieren, ihren Teil beizutragen und produktiv zu bleiben.

Wissbegierde

Mit der Arbeit im Homeoffice geht ein neuer Ansatz für tägliche Aktivitäten und Prozesse einher. Teambesprechungen werden zu Videoanrufen, kurze Fragen werden zu Instant Messages. Mit Wissbegierde wird die Ideenorientierung und Offenheit für neue Ideen gemessen. Dies umfasst unter anderem neue Tools und Technologie.

Führungskräfte, die hier gut abschneiden sind einfallsreich, an neuen Technologien interessiert und neugierig auf neue und erfinderische Wege, Probleme zu lösen. Das kreative Denken einer neugierigen Führungskraft, wenn auch nicht ohne Fehler, wird für ein Team bei der Arbeit im Homeoffice eine große Bereicherung sein, wenn neue Kommunikations- und Arbeitsmethoden erforderlich werden und Arbeit online und in die Cloud verlagert wird.

Es ist wichtig, dass Führungskräfte beim Übergang zur Arbeit im Homeoffice schnell agieren. Eine effektive virtuelle Führungskraft sollte in der Lage sein, sich schnell anzupassen, unverzüglich auf die Veränderung zu reagieren und die Technologien zu begrüßen, die das tägliche Leben für die Mitarbeitenden einfacher machen.

Selbstlosigkeit

Auch außerhalb des Geschäftslebens ist eine Pandemie eine beängstigende Zeit, und viele Mitarbeitende fühlen sich vielleicht aufgrund der Ereignisse in der Welt unbehaglich oder ängstlich. Eine effektive virtuelle Führungskraft sollte empathisch sein, auch angesichts fehlender persönlicher Interaktion, und Bewusstsein für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und deren Fähigkeit, im Homeoffice zu arbeiten, zeigen.

Mit Selbstlosigkeit messen wir den Wunsch einer Person, anderen zu helfen und zur Gesellschaft beizutragen. Führungskräfte, die hier gut abschneiden, machen das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zur obersten Priorität. Sie unterstützen alle, die Unterstützung benötigen und agieren in schwierigen Zeiten als verbindende Kraft für alle Mitarbeitenden. Da nicht alle Mitarbeitenden im selben Boot sitzen, ist es bei der Arbeit im Homeoffice von größter Bedeutung, die Persönlichkeit, die gesundheitliche Situation und die persönlichen Umstände jeder/jedes einzelnen Mitarbeitenden zu kennen. Dies wird auch dazu beitragen, Entscheidungen zu treffen, wie diese Mitarbeitenden mit der Arbeit im Homeoffice angeleitet werden können.

„Für viele Unternehmen ist im Umgang mit der COVID-19-Krise Arbeit im Homeoffice unvermeidlich. Die beste Art, einen problemlosen Übergang zu einem virtuellen Arbeitsplatz sicherzustellen, besteht darin, eine effektive virtuelle Führungskraft an der Spitze zu haben“, ergänzt Dr. Ryne Sherman, Chief Science Officer bei Hogan Assessments. „Jahrzehntelange Forschung im Bereich effektive Führung sagt uns, dass für die Führung von Mitarbeitenden im Homeoffice besonders jene Personen geeignet sind, die ausgeglichen, ehrgeizig, offen für neue Technologie und kommunikationsstark sind und die Einfühlungsvermögen zeigen, wenn es um die Unterstützung von verunsicherten Mitarbeitenden geht.“  

Quelle: Hogan Assessments
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