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Der Supermarkt der Zukunft riecht nach frisch gebratenem Curry. Nur: Ein Mensch steht hier nicht mehr am Herd. In Düsseldorf-Heerdt testet REWE Region West gemeinsam mit dem Hamburger Technologieunternehmen Circus Group den ersten autonomen KI-Roboter, der im Supermarkt frisch gekochte Mahlzeiten zubereitet. Das Pilotprojekt markiert den Beginn eines Experiments, das weit über den Lebensmittelhandel hinausweist – es könnte die Grenzen zwischen Handel, Gastronomie und Technologie neu ziehen.
Bereits im November soll der nächste Standort folgen. Insgesamt sind drei Pilotmärkte geplant. Ziel ist es, herauszufinden, ob die Kombination aus Künstlicher Intelligenz, Robotik und Convenience-Food zu einem neuen Erfolgsmodell im Einzelhandel werden kann.

Der Koch, der nie müde wird
Im Mittelpunkt steht der CA-1, kurz für Circus Autonomy One. Der Roboter ist ein autonomes Küchensystem, das Gerichte wie Pasta, Bowls oder Currys innerhalb weniger Minuten frisch und in gleichbleibender Qualität zubereitet. Hinter dem Edelstahlgehäuse arbeitet ein Zusammenspiel aus präziser Sensorik, KI-gestützter Bedarfsprognose und lebensmittelgerechter Hygienetechnik.
„Wir zeigen, wie Lebensmittelhandel heute Innovation denken muss – nah an den Bedürfnissen der Kund:innen, technologisch führend und immer mit höchstem Qualitätsanspruch“, sagt Lars Klein, Vorsitzender der Geschäftsleitung REWE Region West. Die Anlage reagiert in Echtzeit auf Nachfrage, passt das Angebot automatisch an und dokumentiert sämtliche Hygieneschritte nach HACCP-Standard. Das soll nicht nur Frische und Sicherheit garantieren, sondern auch Lebensmittelverschwendung deutlich reduzieren.
Schnelligkeit, Frische, Erlebnis

Das Konzept trägt den Namen „Fresh & Smart“ – und soll ein neues Produktsegment zwischen Gastronomie und Einzelhandel etablieren. Kund:innen wählen ihr Gericht an einem digitalen Terminal, bezahlen und sehen live zu, wie der Roboter erhitzt, röstet und gart. Das Ergebnis: ein frisch gekochtes Essen ab 3,50 Euro – unabhängig von Tageszeit oder Personalverfügbarkeit.
„Unsere Technologie lässt sich nahtlos in bestehende Handelsumgebungen integrieren“, erklärt Nikolas Bullwinkel, Gründer und CEO der Circus Group. „Damit schaffen wir den ersten realen Berührungspunkt mit Robotik im Alltag der Verbraucher. Unser Ziel ist eine hochwertige, bezahlbare Ernährung – intelligent organisiert und effizient produziert.“
Bullwinkel, der sein Unternehmen 2017 gründete, positioniert Circus als Pionier der autonomen Food-Tech-Systeme. Während viele Start-ups in der Gastronomie an der Komplexität des Alltagsbetriebs scheitern, setzt Circus auf Skalierbarkeit: standardisierte Module, die sich in Supermärkte, Kantinen oder Flughäfen integrieren lassen.
Ein Labor für die Zukunft des Handels

Für REWE ist das Projekt mehr als ein PR-Coup. Der Kölner Konzern testet damit, wie weit Technologie den stationären Handel aufwerten kann. Angesichts des wachsenden Wettbewerbs durch Lieferdienste und Quick-Commerce-Anbieter sucht der Lebensmitteleinzelhandel nach Wegen, den Einkauf wieder zum Erlebnis zu machen.
Der autonome Kochroboter bietet beides: Effizienz im Betrieb und Emotion im Kundenerlebnis. Während die Maschine zuverlässig arbeitet, schafft die sichtbare Zubereitung eine Bühne für Technologie. „Wir verbinden Effizienz mit Genuss“, sagt Klein. „Das ist kein Selbstzweck, sondern ein Ansatz, um den Handel neu zu denken.“
Robotik als Teil des Alltags
Ob das Modell wirtschaftlich tragfähig ist, wird sich erst zeigen. Doch das Experiment in Düsseldorf-Heerdt gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich Robotik und KI in alltägliche Konsumerlebnisse integrieren lassen. Der Markt wird zum Testlabor einer neuen Handelslogik – einer, in der Maschinen kochen, Algorithmen planen und Menschen vor allem eines tun sollen: genießen.
Fotos: Andreas Endermann 
