Rund 200 Unternehmen haben sich an einer Blitzumfrage der IHK Düsseldorf zum Brexit Ende Januar beteiligt. Ein Fünftel der Unternehmen geben an, nicht gut auf den Brexit vorbereitet gewesen zu sein. Zu Beginn des vierten Quartals 2020 lag diese Zahl noch bei vierzig Prozent. „Wir werten diese Verbesserung in den letzten Monaten auch als Erfolg unserer Beratung und unseres Informationsangebots im Zuge des Brexit-Helpdesks. Angesichts der Vielzahl der Anfragen gehen wir jedoch davon aus, dass die Zahl derjenigen, die nicht gut auf den Wechsel im UK-Geschäft vorbereitet war, tatsächlich höher liegt“, bewertet Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International der IHK Düsseldorf, die Umfrageergebnisse. Ein Drittel der Unternehmen bekunden zudem Schwierigkeiten bei der Zoll- und Logistikabwicklung. Als Vergleichswert lagen hier die Befürchtungen der Unternehmen im Oktober 2020 bei 76 Prozent auf Zollthemen und bei 83 Prozent rund um Logistikangelegenheiten. „Die Auffüllung der Lager vor Ende der Übergangszeit, die Corona-Krise, aber auch die aktuell vereinfachte Zollabwicklung für unkritische Waren bis Ende Juni sind Gründe, warum die genannten Befürchtungen im ersten Monat des Handels- und Kooperationsabkommens nicht stärker im Fokus standen“, so Schlindwein.
„Uns stört vor allem die vollkommen unnötige Bürokratie. Ein klarer Blick auf die tatsächlichen Folgen des Brexits verschwimmt durch die vorgelagerten Probleme der Pandemie. Wir hoffen, dass die durch die neuen zolltechnischen Aufwände entstehenden Kosten nicht noch mehr auf das Geschäft drücken“, so fasst Hanno Mahr von der Thum + Mahr GmbH in Monheim die Lage zusammen. Sein Unternehmen rüstet alsSystemhaus Radiosender aus, darunter auch seit vielen Jahren im Vereinigten Königreich.
Ein Drittel der befragten Unternehmen klagt laut IHK-Umfrage über die komplizierte Umsetzung der Ursprungsregeln für einen zollfreien Warenaustausch. Sie kritisieren darüber hinaus die strengen Regelungen für die Erbringung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen im Vereinigten Königreich.
„Die ersten Wochen nach dem Brexit stellen sich erwartungsgemäß schwierig dar. Es gibt vor allem bei der Verzollung Probleme. Beim kleinsten Fehler in den Zollpapieren wird der ganze Lkw festgehalten, was zu enormen Wartezeiten führt. Unter den aktuellen Voraussetzungen sind Touren nach UK nur sehr schwer planbar, dementsprechend verunsichert sind die Spediteure“, erklärt Thomas Elkenhans von der LogCoop GmbH aus Düsseldorf, einer Mittelstandskooperation von Transport und Logistikunternehmen. „Der Brexit ist für unsere Mitgliedsunternehmen somit auf keinen Fall ‚durch‘. Rund 1.000 Beratungsfälle und über 7.700 Klickzahlen auf unseren Webseiten (www.duesseldorf.ihk.de/brexit) allein im Januar bedeuten bereits jetzt eine Steigerung von rund 50 Prozent gegenüber 2020 und zeigen, wie groß der Klärungs- und Beratungsbedarf weiterhin ist“, hebt Schlindwein hervor.
Quelle: IHK Düsseldorf
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