Bildung, Wirtschaft und Technologie in der Entwicklungszusammenarbeit
Eine junge Bevölkerung, Offenheit für Innovation und Technologie, Kreativität sowie starkes Wirtschaftswachstum – Afrika gilt als Kontinent der Zukunft. Immer mehr junge Afrikanerinnen und Afrikaner wollen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und nutzen die Chancen der Digitalisierung. Die Start-up-Szene in vielen afrikanischen Großstädten boomt. Das Mobiltelefon gehört zum Alltag der Menschen in den urbanen Zentren ebenso wie auf dem Land und wird ganz selbstverständlich für grundlegende Dienstleistungen wie mobile Geldtransfers oder den Kauf von Elektrizität und Wasser genutzt.
Afrikas großes Entwicklungspotenzial haben deutsche Unternehmen und Organisationen längst erkannt. Sie setzen auf Kooperation mit Afrika und investieren in Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Partnerschaft auf Augenhöhe soll langfristig Perspektiven für junge Afrikanerinnen und Afrikaner schaffen.
Auf der Veranstaltung „Start-up Afrika“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit diskutierten Experten aus Politik und Wirtschaft darüber, wie Bildung, Innovation und Technologie für eine nachhaltige Kooperation Deutschlands mit Afrika genutzt werden können.
Afrika als Chancenkontinent
So betonte Karl-Heinz Paqué in seiner Begrüßung, Afrika sei aufgrund seiner Demografie der Chancenkontinent. Angesichts des enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenzials, das nur durch Zusammenarbeit genutzt werden könne, sei eine Rückbesinnung von der traditionellen Entwicklungshilfe hin zu einer gemeinsamen Entwicklungsarbeit notwendig. Digitalisierung, Globalisierung und Freihandel könnten helfen, die vielfältigen Ressourcen des Kontinents im Sinne der afrikanischen Bevölkerung zu nutzen. Daran müsse auch Entwicklungszusammenarbeit anknüpfen, erfreulicherweise sei ein solcher Trend in Deutschland und Europa derzeit spürbar – nicht zuletzt aufgrund der Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen mit Vorbildcharakter, wie es beispielsweise die „Auma Obama Foundation Sauti Kuu“ sei.
Anderen eine Stimme geben
Auma Obama selbst, die am Vorabend mit dem Walter-Scheel-Preis für besondere Dienste um die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ausgezeichnet wurde, beschwor in ihrem Impulsreferat die Notwendigkeit von Eigenverantwortung und eigenständiger Wertschöpfung. Menschen zum selbstständigen Handeln zu befähigen, sei ein integraler Bestandteil der Entwicklungsarbeit. Sie selbst könne mit ihrer Stimme helfen, anderen Menschen eine Stimme zu geben. So können insbesondere junge Menschen ihr eigenes Potenzial nutzen und etwas aus ihrem Leben machen. Denn der afrikanische Kontinent sei nicht arm – die Menschen allerdings müssten in die Lage versetzt werden, seinen Reichtum verantwortungsvoll zu nutzen.
Verbindende Herausforderungen
Trotz unverkennbarer Unterschiede zwischen den Kontinenten, so betonte Andreas Pinkwart im zweiten Impulsreferat des Abends, verbinden auch die gemeinsamen Herausforderungen Afrika und Europa. So nannte der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen insbesondere die Bewältigung des Klimawandels, die Folgen der Globalisierung und die Digitalisierung. Der Privatwirtschaft komme, so Pinkwart, bei der Bewältigung von Herausforderungen gerade in diesen Bereichen eine zentrale Rolle zu. Vor allem im Bereich der Digitalisierung und neuer Technologien könne sie Wissen vermitteln und Innovationen voranbringen. Folgerichtig müsse die Stärkung unternehmerischen Engagements eine zentrale Aufgabe wirtschaftlicher Zusammenarbeit sein.
Perspektiven der Zusammenarbeit
Auf dem anschließenden Panel diskutierten Kocra Lossina Assoua, Evaluation Manager der Drosos Stiftung in Zürich; Alexander Knipperts, Senior Berater für Sicherheit und Rohstoffe beim Bundesverband der Deutschen Industrie; Dorothee Weyler, Programmmanagerin „African Excellence – Fachzentren Afrika“ des DAAD, sowie Auma Obama über Herausforderungen der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit. Die Panelisten erläuterten dabei verschiedene Kooperationsansätze in der Entwicklungszusammenarbeit und deren Perspektiven.
Dorothee Weyler schilderte die Arbeit in den „Fachzentren Afrika“, bei deren Aufbau der DAAD afrikanische Hochschulen unterstütze. So können die Ausbildungsqualität verbessert und die Forschungskapazitäten erweitert werden, um die Ausbildung künftiger Entscheidungsträger in Afrika zu ermöglichen. Die Good Governance nehme dabei eine zentrale Rolle ein – ein Bereich, der wie alle Panelisten bestätigten, dringend gestärkt werden müsse. Nur so könne Zusammenarbeit auf einer vertrauensvollen Basis stattfinden und nachhaltig wirken. Dem stimmte Alexander Knipperts vom BDI umgehend zu: Es sei an der Zeit, Afrika als Wirtschaftspartner und Zukunftsmarkt wahrzunehmen – nicht mehr lediglich als Empfänger von Entwicklungshilfe. Mit Unterstützung der deutschen und europäischen Partner könne es dann gelingen: Start-up Afrika.
Von Jordi Razum, Naumann-Stiftung
Fotos: © Uwe Kraft/Photothek