„Die Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter und Betätigungsfelder. Damit ist und bleibt das Bedrohungs-und Schadenspotential, das von Organisierter Kriminalität ausgeht, unverändert hoch“, so BKA-Präsident Holger Münch bei einer Pressekonferenz im BKA-Wiesbaden zur Vorstellung des Lagebildes Organisierte Kriminalität 2017.
Die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität liegt auf unverändert hohem Niveau: 2017 wurden 572 OK-Verfahren registriert (2016: 563). Rund 1/3 der OK-Gruppierungen ist im Bereich der Rauschgiftkriminalität (36,2%) aktiv. Damit ist und bleibt Drogenhandel das Hauptbetätigungsfeld von OK-Gruppierungen, gefolgt von Eigentumskriminalität (16,4%). An dritter Stelle findet sich Wirtschaftskriminalität (11,0%).
Absoluter Rekordwert bei der Sicherstellung von Kokain
Der polizeilich erfasste Schaden lag 2017 bei rund 210 Millionen Euro (2016: rund 1 Mrd. Euro). Ein Merkmal der Organisierten Kriminalität ist deren Transnationalität. Rund 80% der OK-Verfahren weisen internationale Bezüge auf. Deutlich wird dies am Beispiel Kokainhandel: Kokain wirdvorwiegend aus Südamerika per Seecontainer nach Europa geschmuggelt. Dabei nutzen die Täter auch die sogenannte „Drop Off Methode“, bei der mit Peilsender und Bojen versehene wasserdichte Behälter mit Kokain auf hoher See durch Crewangehörige über Bord geworfen, von Schnellbooten aufgenommen und an Land gebracht werden. Danach werden die Drogen innerhalb Europas in präparierten Fahrzeugen transportiert und in den Zielländern verteilt. Im Jahr
2017 wurden in Deutschland über acht Tonnen Kokain sichergestellt (2016: rund 1,9 t) – ein absoluter Rekordwert.
Neue Bekämpfungsansätze
Die Tatausführungen sind von hoher Arbeitsteiligkeit, Professionalität und steigender Digitalisierung geprägt. Das macht auch die Ermittlungen aufwändiger und komplexer. Die deutsche Polizei reagiert auf die Herausforderungen mit neuen Bekämpfungsansätzen. Aktuelle Brennpunkte werden in einem gemeinsamen Schwerpunktsetzungsprozess identifiziert, um dann in projektierter Zusammenarbeit gegen diese vorzugehen. Das BKA agiert dabei mit der „Koordinierungsstelle Organisierte Kriminalität – KOST OK“ als Scharnier und als zentraler Ansprechpartner für die zuständigen nationalen und internationalen Kooperationspartner. Regelmäßig werden auch staatenübergreifende gemeinsame Ermittlungsgruppen, sogenannte Joint Investigation Teams (JIT),eingerichtet.
BKA-Präsident Münch: „Eine erfolgreiche OK-Bekämpfung auf der Grundlage des projektorientierten Ansatzes braucht heutzutage eine gemeinsame digitale Plattform für die polizeiliche Zusammenarbeit Ein effizientes Informations- und Datenmanagement ist das A und O für effektive Polizeiarbeit. Wir entwickeln neue Methoden und Techniken der Kriminalitätsbekämpfung für die Polizei, treiben die Modernisierung der polizeilichen IT-Landschaft voran und engagieren uns bei der Verbesserung der nationalen und internationalen Zusammenarbeit.“
Bundesinnenminister Horst Seehofer: „Die Organisierte Kriminalität bedroht Staat und Wirtschaft. Sie ist international vernetzt und findet sich in vielen Lebensbereichen unserer Gesellschaft. Das Schadenspotential ist enorm. Umso wichtiger ist die konsequente Verfolgung von Personen und Strukturen Organisierter Kriminalität, national und international, auch über den Entzug ihrer Vermögen. Damit packen wir sie dort, wo es wehtut: beim Geld. Mit den neuen Stellen für die Sicherheitsbehörden sowie der stetigen Weiterentwicklung der Fahndungs- und Informationssysteme werden wir auch in Zukunft alles tun, um diese Strukturen zu zerschlagen. In Deutschland ist kein Raum für Organisierte Kriminalität.“
Quelle: Bundeskriminalamt