TradeTalk ist in den Untergrund gegangen. Unter der Messe Düsseldorf eröffnet sich eine Welt für sich. Mit ganz eigener Atmosphäre. Hier schlägt das Herz der Messe mit hoch funktionalen Anlagen und Maschinen.

Bild_01Clemens Hauser nimmt uns mit. Ein imposantes Tunnelsystem mit Schächten und Leitungen unter allen Messehallen breitet sich aus. Ein intelligentes Konzept, das seit dem Bau der Messehallen existiert und auf dem neuesten Stand gehalten wird. Insgesamt 18 Kilometer begehbare Schächte liegen vor uns. Wir werden sie nicht alle abschreiten, bekommen aber eine gute Vorstellung von den Dimensionen „unter Tage“. „Jeder Quadratmeter des gesamten Messegeländes kann eine Last von zehn Tonnen tragen“, erzählt uns Clemens Hauser, seit Sommer 2011 Bereichsleiter und Prokurist für den gesamten Technikbereich. Bereits seit 1998 ist der Ingenieur für die Messe Düsseldorf GmbH tätig. Zu Beginn war er im Bereich der Betriebstechnik für die Betreuung der elektrotechnischen Anlagen und Transformatoren sowie für die Baubetreuung und Projektleitung beim Neu- und Umbau von Messehallen zuständig. Er ist der „Herr der Schächte“.

 

„Die Aussteller kommen aus der ganzen Welt“, sagt Hauser. „Sie haben zum Teil sehr viel investiert, um ihre Produkte in Europa – hier bei uns in Düsseldorf – präsentieren zu können. Ihre Produkte werden nicht nur ausgestellt, sondern im laufenden Vollbetrieb gezeigt. Das stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen, nicht nur, was die Einhaltung europäischer Standards angeht. Wir finden immer gemeinsam mit dem Kunden eine gute Lösung.“

„Messe wird immer spannender“
Dabei ist nicht nur technischer Sachverstand, sondern vor allem Schnelligkeit gefragt, denn pünktlich zum Messebeginn muss alles laufen. Der Zeitdruck ist manchmal schon enorm. Clemens Hauser und sein Team sind spezialisiert auf komplexe Veranstaltungen mit großen Investitionsgütern. „Messe wird immer spannender“, begeistert sich der gebürtige Krefelder.

Bild_02Insgesamt 220 Fachleute sind im Bereich Technik beschäftigt. „Dazu gehören Kollegen, die mit dem Bauen, Planen und Betreiben beschäftigt sind, Mitarbeiter für die Aufbauten, Designer, die die Stände entwerfen und verkaufen und Menschen, die im Bereich Arbeitsschutz, Sicherung des Geländes und nicht zuletzt für die Verkehrssicherheit zuständig sind.“ Einige Veranstaltungen haben einen Vorlauf von vielen Monaten, die großen Weltleitmessen, die alle drei oder fünf Jahre stattfinden, zum Teil eine Vorbereitungszeit von Jahren. Bei der jährlich im Januar stattfindenden „boot“ zum Beispiel beginnen die Vorbereitungen für das kommende Jahr gleich nach Abschluss der MEDICA. So kommen bereits ab November vereinzelt Boote an, bis sich Ende Januar die Pforten der weltgrößten Yacht- und Wassersportmesse öffnen.

 

Die Hallenstruktur der Messe Düsseldorf mit den unterirdischen Versorgungsschächten war von Anfang an richtungsweisend. An ihr wird auch heute bei Neu- oder Umbauten nichts verändert. Bild_03Alle 30 Meter gibt es einen Tunnel und alle fünf Meter einen kleinen Schacht. So sind überall, wo Bedarf ist, Wasser, Abwasser und Strom sofort da. Der einzige Unterschied: Heute sind die Tunnel etwas breiter. „Das gesamte Messegelände ist auf Funktionalität ausgerichtet“, betont Clemens Hauser. „Jeder Platz in den Hallen ist gleich, denn jeder Platz bietet dieselben Möglichkeiten. Sollte zum Beispiel eine Belastung von zehn Tonnen pro Quadratmeter nicht ausreichen, können wir ein verstärktes Fundament schaffen. Das geht natürlich nur da, wo keine Tunnel sind, die als Fluchtwege fungieren.“ Der Bereich Technik ist immer nah am Kunden, versichert Hauser. „Besonders bei den Messen, die nicht jedes Jahr stattfinden, können wir unsere Aussteller meist überzeugen und begeistern, sich mit einem besonderen Ausstellungsstand zu präsentieren. Dabei beraten wir natürlich ganz intensiv.“ Dass man hier immer kooperativ und menschlich aufeinander zugeht, ist Hauser ganz wichtig.
MD 2030: Investitionsvolumen von 600 Millionen Euro
Schon nach der Eröffnung von Europas modernster Messehalle – der Halle 6 – im Jahr 2000 verabschiedeten Geschäftsführung und Aufsichtsrat einen Masterplan zur grundlegenden Modernisierung des bestehenden Geländes und den Ausbau entsprechend neuer Normen, Kundenanforderungen und des gestiegenen Bedarfs an Ausstellungsfläche. Bis zum Jahresende 2014 wurden die Hallen 4, 5, 6, 7a, 8a, 8b, 12, 13 und 14 neu gebaut bzw. modernisiert, 2015 wurden die Arbeiten an den Hallen 10 und 11 fortgeführt sowie die Planungen für die Hallen 1 und 2 vollendet. Eine besondereHerausforderung, denn der laufende Betrieb darf bei allen notwendigen Arbeiten nicht gestört werden – „Aussteller und Besucher dürfen eigentlich nichts davon mitbekommen“.

Bis zum Jahr 2030 wollen die Düsseldorfer Messemacher die Modernisierungsmaßnahmen abschließen und rund 600 Millionen Euro investieren. Entscheidend ist: Die Investitionen werden nicht subventioniert, sondern selbst finanziert. „Neben Frankfurt sind wir die einzige Messe, die solche Vorhaben eigenständig stemmen kann“, unterstreicht Hauser die Erfolgsgeschichte der Messe Düsseldorf. Und die wird sicher weitergehen, mit einer Welt unter der Messe, die durch perfekte Technik begeistert. Für den Laien ein Labyrinth, sind die Katakomben für Clemens Hauser und sein Team ein faszinierender Arbeitsplatz – und vielleicht auch ein bisschen mehr als das.

von Dieter Knaut

Fotos: © Messe Düsseldorf